face

Luzia ©Renate Billensteiner 2020 
Jakob ©Renate Billensteiner 2020 
Gerhard Knogler ©Renate Billensteiner 2021 
Siylvia Berndorfer ©Renate Billensteiner 2020 
Wolfgang Hierber 2021 © Renate Billensteiner 
Horst Lausegger ©Renate Billensteiner 2021 
Elena ©Renate Billensteiner 2020 
Andrea Trawöger ©Renate Billensteiner 2021 
Rainer Noebauer Kammerer ©Renate Billensteiner 2020 
Charlotte Wiesmann ©Renate Billensteiner 2021 
Martin Dickinger ©Renate Billensteiner 2020 
Erich Klinger ©Renate Billensteiner 2020 
Adelheid Rumetshofer 2020 © Renate Billensteiner 
Bernhard Engljähringer 2020 © Renate Billensteiner 
Xian Zheng ©Renate Billensteiner 2022 
Hubert Nitsch ©Renate Billensteiner 2020 
Norbert Trawöger ©Renate Billensteiner 2020 
Marco Prenninger ©Renate Billensteiner 2021 
Melanie Greußing Paliano 2021 © Renate Billensteiner 
Alex Bartel ©Renate Billensteiner 2020
Serie face
Format variabel Edition 6+1
Text MAGa. ANGELIKA DOPPELBAUER
In ihrer Fotoserie „Face“ zeigt Renate Billensteiner Porträts unterschiedlicher Menschen in einem für Einzelporträts ungewöhnlichen Format. Porträtdarstellungen sind in der Regel als Hochformat angelegt. Renate Billensteiner entscheidet sich für ein klassisches Schulterstück, auch Büste genannt, das etwa auf Achselhöhe endet, zeigt dieses jedoch als Querformat. Das bewirkt einen ungewöhnlichen Ausschnitt, der den Dargestellten seitlich Raum verschafft. Dieses bewusst gewählte Erscheinungsbild wirkt wie ein Close-up. Die Aufmerksamkeit wird auf Gesicht, Hals und Schultern fokussiert, Körperteile, die selten so frei gezeigt werden, da sie offen die eigene Verletzlichkeit darlegen. Nicht umsonst zieht man in unangenehmen Situationen gerne die Schultern hoch oder legt den Kopf schief, um gerade diese Körperpartie instinktiv zu schützen. Der ungewöhnliche Ausschnitt führt jedoch noch zu einem weiteren Effekt. Er lädt die Betrachtenden dazu ein, das Bild in der eigenen Vorstellung zu ergänzen und weiterzuführen. Die Künstlerin spricht selber von einem „Verlangen über das Bild hinaus“, das in den Schauenden entsteht.
Die Motive der Arbeiten sind ebenso pur und echt wie die Arbeitsweise durch die sie entstanden. Renate Billensteiner fotografiert ausschließlich bei Tageslicht und verzichtet dabei auf alle Hilfsmittel wie Reflektor, Blitz oder aufwändige Beleuchtung. Sie arbeitet mit natürlichem Licht vor einem neutralen Hintergrund, lediglich ausgestattet mit Stativ und Kamera.
Die Darstellungen sind ebenso sachlich wie klar. Renate Billensteiner fügt nichts hinzu, sondern nimmt im Gegenteil eher etwas weg. Sie verzichtet ganz bewusst auf jede Pose und jegliches Accessoire. Vor neutralem Hintergrund und ohne Kleidung wirken die Menschen, die sie fotografiert, völlig pur und dadurch extrem klar. Sie blicken entspannt direkt in die Kamera. Die Gesichter zeigen kein Lächeln oder die Anspannung eines gewissen Ausdrucks. Die Haltung ist locker, wie zufällig, alle Muskeln scheinen entspannt. Der Blick ist klar und direkt, er wirkt authentisch. Das Verzichten auf Kleidung, Brillen, Frisuren und Make-up verleiht den Porträts eine ungeheure Natürlichkeit und Ursprünglichkeit. So stehen sie im wahrsten Sinne des Wortes völlig ungeschminkt für sich.
Der Mensch steht im Zentrum und nicht seine Rolle in der Gesellschaft, oder die Inszenierung, die die Person sich selber gibt. Der Verzicht auf modische Accessoires, aber auch auf jede räumliche Kontextualisierung hebt die Porträts aus der Zeit. Sie geben kaum Hinweise auf die Epoche ihrer Entstehung. Dadurch wird die Persönlichkeit sichtbar und ermöglicht einen intimen Blick auf das Innere der Porträtierten, ohne den äußerlichen Schutz durch Kleidung, eine gesellschaftliche Rolle oder Funktion und den psychischen Schutz einer gewissen Haltung, eines Habitus.
Im Gegensatz zur Erwartung scheint das Preisgeben der eigenen Verletzlichkeit den Dargestellten Stärke und Souveränität zu verleihen. Ihr Blick hält der Betrachtung stand, ohne Druck, völlig entspannt und locker. Hier geht es nicht um Äußerlichkeiten, sondern um eine Innerlichkeit, die das Wesen des Menschseins berührt. In der konsequenten Reduktion liegen Poesie und Kraft, die sich auf das Wesentliche konzentrieren und dadurch das Wesen sichtbar werden lassen.
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